Wilhelm Raabes Reflexionen über nachhaltige Entwicklungsprozesse in Pfisters Mühle

Pierre Kodjio Nenguie, Universität Yaoundé, Kamerun

 

Index

 

1 Literatur als Medium der Entwicklung und der Nachhaltigkeit

2 Die idyllische Wahrnehmung vergangener Entwicklungserfahrungen als Ausgangspunkt der Kritik an gegenwärtigen Entwicklungsideologemen

3 Industrialisierungs- und Technisierungsprozesse: Fehlentwicklungsmuster

4 Die Ökologisierung vom Menschenbewusstsein als eine Problematisierung des Schönen: von Technisierungs- zu Umweltprozessen

5 Umweltschutz als Voraussetzung der Nachhaltigkeit

6 Die Justiz als Garantorgan der Nachhaltigkeit?

BIBLIOGRAPHIE

 

 

Entwicklungskonzepte lassen sich aus heutiger Sicht entweder als Wachstum oder Nachahmung betrachten.1 Jede Entwicklungsphilosophie fängt an mit der Nachahmung von Entwicklungsmustern, die von auβen ausgeliehen werden. Sie setzt sich mit der Umformung, dem Umdenken und der Weiterentwicklung des Ausgeliehenen und der Suche nach einem kontinuierlichen Wachstum fort. Das gilt auch für das Schwellenland Deutschland, das von einem Agrar- zum Industrieland im historischen Zusammenbang der Gründerzeit übergeht2.

 

Raabes Pfisters Mühle2a eignet sich für ein literarisches Reflektieren über nachhaltige Entwicklungsprozesse, welche sich infolge der durch die beiden genannten Entwicklungsstrategien und durch eine Übernahme von Entwicklungsentwürfen als Fehlentwicklungsmodelle erwiesen haben3. Der nachhaltige Entwicklungsbegriff, der im Zuge der Rio-Konferenz in Entwicklungsdiskursen relevant geworden ist, scheint von vornherein so diffus und schablonenhaft zu sein, dass Petra Stephan hinter dem Nachhaltigkeitsbegriff ein semantisches Chamäleon wahrzunehmen glaubt3a. Denn je mehr man davon spricht, desto schneller verschwindet das Konzept. Es fragt sich, ob ein Diskurs über die Nachhaltigkeit hinsichtlich ihrer lokalen, kommunalen, nationalen und internationalen Verortung formulierbar ist.

 

Inzwischen dominiert nur noch die Überzeugung, dass höchstens von Nachhaltigkeitsindikatoren gesprochen werden könnte. Dabei wird sehr oft auf den nachhaltigen Konsum, die nachhaltige Energiewirtschaft, Wasser- und Müllwirtschaft sowie den nachhaltigen Energieverbrauch mit dem Schwerpunkt Erschließung neuer Energiequellen, die erneuerbar sind und daher nachhaltig sind. Hinzu kommt natürlich ein nachhaltiger Umgang mit der Umwelt.3b Raabes Pfisters Mühle lässt sich daher als genuiner Ort einer Systematisierung seiner Reflexionen über derartige Fehlentwicklungsmodelle, in denen sich gleichzeitig Reflexionsmomente über nachhaltige Entwicklungsprozesse herausarbeiten lassen, bestimmen, ehe der Begriff aus heutiger Sicht sich durchgesetzt hatte. Das Ziel des vorliegenden Beitrags besteht darin, Raabes Reflexionen über die Nachhaltigkeit der von ihm erlebten Entwicklungsprozesse am Beispiel von Pfisters Mühle aufzuarbeiten.

 

 

1 Literatur als Medium der Entwicklung und der Nachhaltigkeit

 

Die Frage der Technik in der Literatur ist als diskursive Strategie des (post)modernen Menschen zu verstehen.4 Sie offenbart, dass auch bisherige Entwicklungsmodelle (Entwicklung durch Nachahmung und Entwicklung durch Wachstum) sich als Fehlentwicklungsraster erwiesen haben. Erst nach der Kritik an falschen Entwicklungskonzeptionen, die im Westen für sogenannte "Entwicklungsländer" erfunden werden und wegen mangelnder Rücksichtnahme auf das lokale Wissen zum Scheitern verurteilt waren. Infolge der Verknappung von Naturressourcen, der unbedachten Ausbeutung solcher Naturressourcen wurde die Forderung immer lauter, dass neue alternative Entwicklungsoptionen zu entwerfen seien.5 In einer derartigen Entwicklungsphilosophie, die als Novum konzipiert wird, handelt es sich um die Möglichkeit des Entwurfs eines neuen Lebensstils, in dem das Verzichten und das Verändern als Handlungsmodelle anzusehen sind.6 Maßgeblich jedoch erscheint in der Formulierung derartiger Handlungsmodelle die Ökologisierung des Bewusstseins.7 Es mag aber auch nicht verwunderlich sein, dass das Bewusstsein in der einen Welt zu leben und das Erleben von verschiedenen Globalisierungsprozessen immer wieder dazu angeregt haben, Entwicklungskonzepte in Richtung eines Verzichtens und eines Veränderns der Lebens, Konsums – und Wirtschaftsphilosophie umzudenken. Das heiβt, nicht mehr die nachholende Industrialisierung, die Verwissenschaftlichung und die Technisierung sind maßgeblich, auch nicht das wirtschaftliche Wachstum durch Kapitalinfusionen, sondern eher ein wohldurchdachter neuer Umweg, der über eine kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Entwicklungsprozessen hinausgehen und zur alternativen Entwicklung führen kann. Alternative Entwicklung heißt darum, nicht nur einen Entwurf eines neuen Lebensstiles zu überdenken, sondern auch mehr. Sie bedeutet nämlich den Entwurf einer alternativen Ökonomie, einen alternativen Umgang mit der Naturbeherrschung, die eine neue Lebensqualität, einen neuen Konsumverzicht und eine neue Konsumverlagerung impliziert. Fast könnte man hier von einer Gegen-Entwicklung reden. Wenn über Alternativen gedacht wird, dann wird von der Kritik an bestehenden wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Modellen ausgegangen, welche von anderen Nationen entworfen werden.

 

Raabes Pfisters Mühle ist im Umbruch von wirtschaftlichen, politischen und soziokulturellen Entwicklungsprozessen der Gründerzeit entstanden, also zu einer Zeit, in der Deutschland noch ein Schwellenland war, das nach einem neuen Lebensstil suchte. Gerade diesen Lebensstil finden einige Zeitgenossen Raabes in dem von England ausgehenden Entwicklungsentwurf, der über den Industrialisierungs-, Technisierungs- und Verwissenschaftlichungsprozess gehen muss. Dieses Modell, das auf der Kapitalinfusion beruht, übernimmt die deutsche Gesellschaft und reproduziert es im eigenen Kulturraum und zwar ohne Rücksicht auf die Widersprüche jener Entwicklungsphilosophie zu nehmen. Entwicklung durch Nachahmung und Entwicklung durch Wachstum, so lässt sich zumindest die unkritische Übernahme der englischen Entwicklungsphilosophie in der Gründerzeit zusammenfassen. Es wird daher deutlich, und sogar aus heutiger Sicht deutlicher, dass ein derartiges Entwicklungskonzept für das Entwicklungsland bzw. Schwellenland Deutschland eher problematisch erscheint. Raabe ist einer der deutschen Autoren der Gründerzeit, der über die kritische Wahrnehmung von Fehlentwicklungsprozessen hinaus, darum bemüht war, Alternativen zu entwerfen. Daher geht er ganz bewusst von einer idyllischen Darstellung des alten Lebensstiles aus, um dann Entwicklungskonzepte seiner Zeit kritisch zu befragen und um sie gleichzeitig umzudenken.

 

2 Die idyllische Wahrnehmung vergangener Entwicklungserfahrungen als Ausgangspunkt der Kritik an gegenwärtigen Entwicklungsideologemen

 

Raabes kritische Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Entwicklungsmustern hat nur dann Sinn, wenn sie von einer idyllischen Repräsentation vergangener Entwicklungsutopien ausgeht. Dabei ist zu unterstreichen, dass die Objektivation gegenwärtiger Entwicklungsmuster ihre Grundlage mit der Rekonstruktion harmonischer Entwicklungsprozesse in Raabes Heimat findet. Derartige Entwicklungsprozesse werden dort sichtbar, wo ein Gegensatzspiel zwischen der alten und der neuen Heimat wahrgenommen und poetisch dargestellt wird. Im Folgenden wird beabsichtigt, Raabes Beziehungen zu vergangenen Entwicklungsprozessen herauszuarbeiten.

 

Wenn man die Gesellschaft von Pfisters Mühle charakterisiert, dann kann das Industrialisierungsmoment als Zäsur, ja als Umbruchfaktor angesehen werden. In ihm findet sich zweifellos der Punkt, an dem fremdkulturelles Wissen aus dem Ausland (England) von der deutschen Öffentlichkeit befruchtet wird und zwar wird es nachgeahmt zwecks der Suche nach Wirtschaftswachstum einerseits und Vormachtsstellung andererseits. Denn der Übergang von einem Agrar -zum Industriestaat kann nur dann sinnvoll sein, wenn fremdes Wissen kritisch betrachtet und auf seine anthropologische Konsistenz hin geprüft wird. Der in Pfisters Mühle sich einsetzende Industrialisierungs- und Technisierungsprozess lässt sich deshalb als Zäsur auffassen, weil hier die alten Permanenzen, welche das Heimatliche, ja das Eigenkulturelle zu bezeichnen vermögen, dadurch erschüttert oder gar demoliert werden. Erst durch das Vergleichen als Schreibprozedur gelingt es Wilhelm Raabe, das Heimatliche auf eine sehnsüchtige Weise poetisch darzustellen. Darauf soll hier eingegangen werden. Einige Textstellen werden herausgehoben, um deutlich zu machen, wie der Erzähler aus einer Ich –und aus der Es- Perspektive, das Heimatliche poetisch, romantisch und idyllisch darstellt.

 

Das in Raabes Pfisters Mühle dargestellte Gesellschaftsmodell vor dem Industrialisierungsprozess bildet einen genuinen Ort, an dem bewusste Werte, Ideologeme, Mytheme und Philosopheme gepflegt und weiter tradiert werden. Daraus ergibt sich Raabes Entwurf einer allgemeinen Weltanschauung, die im Medium von Religion, Erziehung und der topographischen Beobachtung der Umwelt objektiviert wird. Die poetische Beobachtung der Natur lässt sich exemplarisch beschreiben. Der Mühlgarten bildet den Gegenstand, aus dem die ästhetische Erfahrung des Ich–Erzählers hervorwächst. Er verkörpert einen neuen idyllischen Ort, an dem Freundschaft, Frieden und Liebe immer wieder gepflegt werden.

 

(S 25f) Der Mühlgarten offenbart, wie sich Menschen im Garten, ihrem Traumhort vergnügen, sich unterhalten und den Auf- und Untergang der Sonne auf eine romantische Art beobachten (Ebd.) Der Erzähler bezeichnet daher diesen Ort als einen des Stelldicheins, das am meisten von Menschen besichtigt wird. Am Beispiel der emotionalen Beziehungen der um den Mühlgarten lebenden Menschen kann erfahren werden, wie er zum traumhaften Ort wird. Gleichzeitig wird deutlich gemacht, wie harmonisch die Beziehungen der Menschen zu ihrer Umwelt sein können. Typisch für das dargestellte Gesellschaftsmodell sind die Beziehungen der Menschen zu Gott als metaphysischer Instanz. Die Figur des Vaters Mühle macht darauf aufmerksam, wenn er meint: „Die Leute und die Weibleute gehen ins Dorf in die Kirche [...“] (S. 90)

 

Dass hierdurch Gott und das Christentum als Institutionen beachtet werden, ist augenfällig. Der Glauben an mythisch-mystische Instanzen legt offen, dass das Irrationale hier noch vorherrschend ist. Ein deutliches Zeichen dafür, dass keine Dialektik der Aufklärung opernationalisierbar ist. Dem Respekt vor einer höheren Instanz folgt der Respekt vor Älteren innerhalb dieser Gesellschaft. So ist aus Eberhart Pfisters Perspektive zu erfahren, welche Rolle die Alten überhaupt in der Gesellschaft spielen:

 

     das würde aus mir armen Waisenknaben geworden

     sein und werden, wenn nicht wenigstens ein Bruchteil

     vom Talent des Alten, die Dinge der Welt

     schönzufärben, auf mich übergangen wäre? (S. 23)

 

Im allgemeinen wird den Alten eine gewisse Autorität zuerkannt. Sie sind darum auch diejenigen, die für die Beibehaltung, die Pflege und die Weitertradierung von Lebenswerten sorgen. Daher verkörpern sie jene Erziehungsautoritäten, die den jungen Leuten als Muster dargestellt werden. Gesellschaftlich gesehen sind auf unterschiedlichen Ebenen harmonische Beziehungen zu beobachten. Auf der Ebene der Relation zwischen dem Menschen und seiner Umwelt zum Beispiel werden auch derartige Beziehungen manifest. Denn festzustellen ist einerseits ein differenzierter Umgang mit der Natur und die Achtung vor der sozialen Hierarchie. Dass in dieser Hinsicht ein Respekt vor dem Metaphysischen selbstverständlich wird, und gleichzeitig eine kosmische Einheit vor dem Beginn der Industrialisierungszeit in der Gesellschaft von Pfisters Mühle existent war, liegt auf der Hand. Nun drängt sich die Frage auf, inwieweit dieser Prozess neue Realitätsschichten, Prozesse und Phänomene mit sich bringen wird.

 

3 Industrialisierungs- und Technisierungsprozesse: Fehlentwicklungsmuster

 

Der Industrialisierungs- und Technisierungsprozess, der darauf abzielt, das Leben des Menschen zu modernisieren, lässt sich im Werk als Nachahmung von aus England entliehenen Entwicklungsmustern auffassen, blickt man auf sozialhistorische Prozesse zurück, die dem Werk zugrunde liegen. Einige Grundziele dieses doppelten Prozesses bestehen darin, Wirtschaftswachstum, allgemeinen Wohlstand, Verbesserung der Lebensqualität zu erzielen. Derartige Ziele bilden aus heutiger Sicht nach wie vor Grundprinzipien der nachhaltigen Entwicklung. Nur führen die Suche nach dem Wachstum und die servile Nachahmung von importierten Entwicklungsmustern zur Gegen- Entwicklung. Anhand einiger Textstellen soll nachgewiesen werden, inwiefern Begeleitprozesse der so konstituierten Entwicklungsphilosophie, nämlich Entwicklung durch Wachstum, und durch unbedachte Nachahmung zur Fehlentwicklung führen.

 

Wenn Pfisters Mühle als zivilisationskritisch interpretiert wird, dann werden Fehlentwicklungsprozesse kritisch gesichtet, wenn auch die Interpreten diese unterschwellige Dimension sehr oft übersehen. Nicht von ungefähr lassen sich in der Forschung einige Beiträge sammeln, die in dieser Richtung orientiert wurden.8 Vor allem lässt sich feststellen, dass das Thema Umweltverschmutzung immer wieder aktualisiert wird. Horst Denkler weist in seinem Nachwort darauf hin, dass Raabes Zentralmotive die Abwasseranalyse, der Abwasserprozess und die Zuckerkampagne sind.8a In den achtziger und neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts, als die Fragen des Umweltschutzes und der Ökologisierung des Bewusstseins in der Bundesrepublik politisiert wurden, und als immer klarer wurde, dass die Problematik der Nachhaltigkeit übersehen wurde, beschäftigten sich einige Interpreten mit der Umweltfrage in Pfister Mühle.8b

 

Raabe nimmt eigentlich die Problematik der nachhaltigen Entwicklung vorweg. Dabei betrachtet er verschiedene Prozesse, die mit der Fehlentwicklung zusammengehen, kritisch. Die Frage vom Verhältnis von Mensch und Umwelt, die in der Forschung überbetont wird8c und die tatsächlich in die allgemeine Frage der Entwicklung eingebettet wird, ist ungeheuer wichtig für die Wahrnehmung des Nachhaltigen. Neben der Verunreinigung der Umwelt können die Verschlechterung der Gesundheit und die Verschmutzung der Wasserqualität in den Mittelpunkt der Überlegungen des Autors gerückt werden. Explizit wird daher die Frage nach einer nachhaltigen Umweltpflege, nach der Sicherung der Gesundheit der Menschen und der Lebensqualität zu Beginn des Industrialisierungsprozesses in dem Schwellenland Deutschland formuliert. Aus dieser Sicht konstituiert Raabes Pfisters Mühle ein Diskursmodell über die nachhaltige Entwicklung, ehe sie aus heutiger Sicht systematisiert wurde. Die Idee der Nachhaltigkeit, die oben anhand von Textsituationen diskutiert wurde, rührt daher, dass eine gewisse Ästhetik des Schönen gebrochen wird. Der Bruch wird aus rein ökologischer Sicht auf die Störungen zwischen Mensch und Umwelt zurückgeführt. Sie sind in der Tat für den Homos Technicus problematisch genug. Die Ökologisierung vom Menschenbewusstsein bildet aus Raabes Sicht eine literarische Verteidigung des Schönen. Wie Umweltprozesse die Repräsentation des Schönen problematisch machen, soll im Folgenden exemplifiziert werden.

 

4 Die Ökologisierung vom Menschenbewusstsein als eine Problematisierung des Schönen: von Technisierungs- zu Umweltprozessen

 

Raabes Pfisters Mühle schildert wie mehrfach schon betont, den Übergang vom Agrar- zum Industriestaat. Die Suche nach der Weltmachtposition konkretisiert sich in der Förderung von Technisierungsprozessen und soll in dem Entwurf einer neuen Ästhetik gipfeln. Die Vorstellung einer anderen Schönheit fällt mit der Konstruktion einer anderen Entwicklungsphilosophie zusammen. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass der Eingriff in die Umwelt zu schädlichen Umweltprozessen führt. Repräsentativ steht nach wie vor die Umweltverschmutzung. Die Luft-, Wasser-, und Bodenverschmutzung sowie die Naturzerstörung ergeben sich daraus. Schon der Titel des achten Blattes Wie es anfing, übel zu riechen in Pfisters Mühle (44-53) macht deutlich, dass eine Zäsur in Pfisters Mühle erschienen ist. Rätselhaft bleibt jedoch zu erkunden, welche die Ursachen des schlechten Riechens sind. Symptomatisch dafür steht die folgende Aussage: „Es ist Schnee in der Luft:.“ (S. 44)

 

So beginnt der erste Satz des achten Blattes. Die Präsenz vom Schnee in der Luft fällt mit der Weihnachtszeit zusammen. Sie verkörpert offenbar eine Traumzeit, die im Traumort Pfister Mühle festlich verbracht werden sollte, da der Schulrat Pottgießer und der Vir juvenis und studiosius der Philosophie Eberhard Pfister beim ersten Schnee Behagen haben können.

 

(S. 44) Das Gewölk hüllt jedoch das erzählende Medium ein. Es wird als trübes Zeichen markiert, soweit die Stube, in der sich das erzählende Ich befindet immer“ in gleicher Dämmerung“ und „im gleichen Nebel wie die Gasse und die Dächer draußen“ liegt. (S. 45)

 

Diese Natursymbolik ist wegweisend für die Empfindungen des Erzählers, der bei Bewegungen in der Bude „Gestalten der Vergangenheit und Genien der Zukunft (Ebd.) zu beobachten glaubt. Exemplarisch sprechen die chaotischen und trüben Wahrnehmungen für die beobachtete Zäsur, was vor allen Dingen die Beziehungen des Erzählers zu seiner Heimat anbelangt. Verweisen diese Vorerfahrungen auf „die nahe weihnachtliche Ferienzeit in der Mühle“, (Ebd.) dann bleibt nach wie vor unklar, ob sie mit vergangenen Erfahrungen gleichgesetzt werden könnten:

 

Es war immer, solange ich wenigstens zu denken vermochte, gut gewesen, Weihnachten unter dem väterlichen Dach, Weihnachten in Pfisters Mühle zu feiern und das neue Jahr darin anzufangen; Aber so viel Wohlbehagen wie diesmal hatte ich mir eigentlich noch nie davon versprochen und in der Phantasie ausgemalt. Rechenschaft darüber wusste ich mir nicht zu geben und gab mir auch keine Mühe, nach den Gründen zu suchen (S. 45.)

 

Die wahrgenommene Zäsur wird eben gerade nicht kritisch befragt, weil idyllische Vorstellungen der Vergangenheit und die gewöhnliche Positivierung von Pfisters Mühle dominieren. Erst die Ankunft vom Vater Pfisters Mühle, die mit einer ungewöhnlichen Traurigkeit verbunden ist, verstärkt die negativen Eindrücken des Erzählers:

 

Der Alte hatte noch einige Stufen der steilen Treppen zu erklemmem, und es schien mir, als mache das ihm mehr Beschwerde als früher. Er atmete schwer dabei und schnappte längere Zeit nach Luft. (S. 46.)

 

Die Beobachtungen des Erzählers über das ungewöhnliche Verhalten von Vater Pfisters Mühle gewinnen erst an Bedeutung, wenn dieser letztere die Luft mit der Nase probt und im Anschluss daran alles verteufelt. (Ebd.) Von nun ab hat er eine distanzierte Haltung dem Traumort gegenüber. Der Grund dafür liegt in der Luftqualität. Dass Vater Pfisters Mühle auf seine Weise die ökologische und Modernisierungskrise erlebt, ist augenfällig. Die Bloßstellung der mehrfach erlebten Krise wird in einem Gespräch mit dem Sohn sichtlich:

 

Ich halte es nicht länger aus, mich, ohne mich dagegen zu rühren, zu Tode stänkern und stinken zu lassen(...): Ich bin darum in der Stadt, und wenn es eine Wissenschaft und eine Gerechtigkeit gibt, so soll sie jetzt für uns (...) eintreten! (S.47)

 

Die Luft wird mit einem giftigen Parfüm verglichen (S.48) und dann zum Redegegenstand von Gelehrten und Ungelehrten. (S.49) Sie fühlen sich im mindesten Maße davon betroffen. So berichtet Vater Pfister von ihrer kritischen Wahrnehmung des neuen Überanspruchs der Umwelt.

 

Die entfremdeten Menschen vertreten die Auffassung, dass der neu entstehende Umweltprozess höchst gefährlich wird, soweit der daraus sich ergebende Gestank alles belastet und den gewöhnlichen Spaziergang hindert. (S. 49) Mehr noch trägt der neue Zivilisationsprozess zur Demolierung des idyllischen Charakters des so konzipierten Traumortes bei. Dies wird augenfällig, wenn Menschen an ihm interesselos vorbeigehen und infolgedessen Unterkunft im Dorf suchen wollen. (S. 50) Der als Laden und Geschäft funktionierende Traumort verliert definitiv seine Attraktivität. Der menschenverursachte Schaden an Pfisters Mühle, der Symbolik der Natur und Umwelt ist dermaßen groß, dass Vater Pfisters Mühle die Initiative ergreift, seinen Sohn zum Doktor Adam Asche zu schicken, mit dem Ziel, sich Wissen über den juristischen Umgang mit dem Umweltschutz unter anderen anzuhäufen, da Adam Asche nach ihm der einzige Rechtswissenschaftler ist, der ihm „bei pestilenzialischen Angelegenheiten“ in Prozessen helfen kann. (S. 50f.)

 

Der Ich-Erzähler setzt die Beschreibung der so entstandenen Umweltprozesse im neunten Blatt fort. Vielsagend ist auch dieses Kapitel: es heißt wie es eben bei dem Doktor Asche  noch viel übler roch. (S. 53-65) Der lapidaren Beschreibung folgt die Rekonstruktion neuer Umweltprozesse, die von den Bewohnern des Mühlgartens einschneidend empfunden  werden:

 

Es war eben ein Herbst- und Wintergeruch, den weder die dörflichen und städtischen Gäste, noch die Mühlknappen und die Räder und mein armer, fröhlicher Vater ihrerzeit länger zu ertragen vermochten. Und die Fische auch nicht- jedesmals, wenn der September ins Land kam. (S. 53)

 

Der Erzähler illustriert die Zäsur anhand einer jahreszeitlichen Veränderung, welche auf Menschen und alle Naturwesen wirkt. Besonders betroffen sind dabei die Fische. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Umweltverschmutzung nicht nur um sich greift, sondern auch für das Schwellenland Deutschland zum permanenten Problem geworden ist. Offenbar kennt sie keine nationale Barriere, sondern wird zum globalen Problem:

 

Damit begann nämlich in jeglichen neuen Herbst seit einigen Jahren das Phänomen, dass die Fische in unserem Mühlwasser ihr Missbehagen an der Veränderung ihrer Lebensbedingungen kundzugeben anfingen. Das sie aber nichts sagten, sondern nur einzeln oder im Haufen, die silberschuppigen Bäuche aufwärts gekehrt, auf der Oberfläche des Flüsschens stumm sich herabtreiben ließen(...) (Ebd.)

 

Der Erzähler schildert hier, wie die Fische zum Opfer neuer Umweltveränderungen geworden sind. Da sie nicht sprechen können, obliegt es dem Menschen, Partei für sie zu ergreifen. Aus einer analogischen Sicht verkörpert die Figur Vater Pfister aus heutiger Sicht den Prototyp des Umweltschützers. Provokativ meint er:

 

Nun sieh dir das wieder an, Junge! Ist das nicht ein Anblick zum Erbarmen? (S. 54)

 

Durch eine derartige provokative Äußerung will der Alte den jungen Pfister zum Nachdenken bringen:

 

Erfreulich war´s nicht anzusehen.Aus dem lebendigen, klaren Fluss, der wie der Inbegriff alles Frischen und reinlichen rauschte und murmelte, war ein träge schleichendes, schleimiges, weißbläuchliches Etwas geworden, das wahrhaftig niemand mehr als Bild des Lebens und des Reinen dienen konnte. Schleimige Fäden hingen an die von der Flut erreichbaren Stämmen des Ufergebüsches und an den zu dem Wasserspiegel herabreichen den Zweigen der Weiden. Das Schilf war vor allem übel anzusehen, und Selbst die Enten, die doch in dieser Beziehung vieles vertragen können, schienen um diese Jahreszeit immer meines Vaters Gefühle in Betreff ihres beiderseitigen Hauptlebenselemente zu teilen. Sie standen angeekelt um ihn herum, blickten melancholisch von ihm auf das Mühlwasser und schienen leise gackelnd wie er zu seufzen. (S.54)

 

Die zitierte Textstelle lässt erkennen, dass Wilhelm Raabe Reflexionen seiner Titelfigur teilt. Wie er tritt Raabe für den Umweltschutz ein. Raabe vertritt wie Vater Pfister die Auffassung, dass die Jugend in der Figur von Eberhard Pfister zum Umweltschutz erzogen werden sollte und dass aus diesem Grund ein Studium im Bereich der Umweltwissenschaften von Belang ist. Es mag daher nicht wundern, wenn er in Kontakt mit Adam Asche (dem Gelehrten und Chemiker) tritt, damit dieser Letztere aus dem Sohn einen wissenschaftlich ausgebildeten Umweltschützer macht. (S.64)

 

Von nun ab trägt die Mühle eine andere Symbolik: Sie vertritt metaphorisch gesehen die Umwelt, in der der Mensch lebt. Es ist ganz konsequent, wenn der Sohn in einem Gespräch mit dem Vater die Mühle mit einem „Land Arkadien“ gleichsetzt. (S. 66) Die Mühle wird daher zur poetischen Konstruktion, zur Phantasie oder genauer zum Paradieses. (Ebd.)

 

Nicht von ungefähr wird der Traumort mit der Weihnachtsgeschichte verglichen. Vor allem hat der in Pfisters Mühle existierende Christbaum eine große Bedeutung (S. 78). Wenn der Erzähler darauf hinweist, dass in dieser Zeit das Gänsebraten mit Gerüchen zusammengeht, dann hat er die Absicht, auf einen anderen Umweltprozess zu verweisen. Denn derartige Gerüche bestehen aus Schwefelwasserstoff, Ammoniak und aus salpetriger Säure. (S. 79 und 83) Die Wahrnehmung von solchen Umweltprozessen gründet auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und auf wissenschaftlicher Beobachtung. Das dreizehnte Kapitel trägt den Titel Vaters Pfisters Elend unterm Mikroskop. (S. 90-97) Darin wird geschildert, wie die wissenschaftliche Wahrnehmung die empirische Beobachtung bestätigt. Die neue und gut durchdachte Erkenntnis wird mittels eines Mikroskops erschlossen. Sie unterliegt in diesem Sinne dem positivistisch-naturalistischen Verfahren:

 

Aber ich habe Pfisters Mühle viel zu lieb, um nicht völlig objektiv über ihr Wohl und Wehe begründen zu können. Augenblicklich erkenne ich in der Tat eine beträchtliche Ablagerung niederer pflanzlicher Gebilde, worüber das Weitere im Verlaufe der Festtage das Vergrößerungsglas ergeben wird. Pilzmassen mit Algen überzogen und durchwuchsen lehrt die wissenschaftliche Erfahrung. Aber was für Pilze und welche Algen bei der Verunreinigung der Adern unserer Gemeinsamen Mutter? Das herauszukriegen wird meine Weihnachtsbecherung sein, mein Sohn Eberhard! (S. 93 Hervorhebung vom Verfasser)

 

Weiter heißt es:

 

Was die Pilze anbetrifft, so kann ich leider nicht umhin, Ihnen mitzuteilen, dass sie den Geruch, über den Sie sich beklagen, Vater Pfister, durch ihre Angehörigkeit zu den Saprophyten, auf deutsch; Fäulnisbewahrer, vollkommen rechtfertigen.’ (S. 93f.)

 

In Pfisters Mühlenwasser diagnostifiziert der “humanistische Chemiker“8d Dr. Adam Asche chemische Elemente, die als gesundheitsgefährdend eingestuft werden. Dazu zählen Schwefelsäuresalze, Septothix, Ascoccius, Bilrothii, Cladotrix Cohn u.a (S. 94) Adam Asche gilt daher als jener Chemiker, der sich der Gefahren der Industrialisierungsprozesse bewusst wird. Konsequenterweise baut er eine Reinigungsanstalt in Berlin auf. An dem Mühlenwasser macht er verschiedene Wasserproben, die ihm erlauben, nachzuweisen, was die Verunreinigung verursacht. Auf dieser wissenschaftlichen Basis erstellt er ein Gutachten oder einen Attest. Dieser Attest stellt die Verunreinigung der freien Natur und des Mühlenwassers durch Zuckerfabriken fest. Ein anderes Gutachten seines Fachkollegen Kühn wird dazu dienen, die wissenschaftliche Objektivität seiner Annahmen zu garantieren.

 

(S. 94f.) Die beiden Gutachten erbringen den Beweis dafür, dass die Kickeroder Fabrik die Verantwortung der Wasserverunreinigung trägt. (S. 95) Aus wissenschaftlicher Beobachtung wird deutlich, dass die vor sich gehenden Umweltprozesse exemplarisch in der Degradierung der Wasser -und Lebensqualität und in der latenten Destruktion der menschlichen Gesundheit gipfeln. Die Umweltverschmutzung ergibt sich aus menschlichem Handeln. Sie kehrt die Entwicklung in eine Fehlentwicklung um. Sie wandelt aber auch das menschliche Paradies Pfisters Mühle in eine Hölle um.

 

Tatsächlich wurde, wie Günter Bayerl in der Nachfolge von Horst Denkler feststellt,8e die Wasserverunreinigung durch die damalige Zucker- und Papierindustrie verursacht. Realhistorische Bezüge gestatten es, zuzugeben, dass das Schwellenland Deutschland, das den Übergang von einem Agrar- zu einem Industriestaat erlebte, die Wasserverschmutzung als zeitgenössisches und politisches Problem gekannt hatte. Sowohl in Braunschweig als auch in Breslau war dies sehr akut.9 Den neuen Umwelt- und Industrialisierungsprozessen trug die politische Öffentlichkeit Rechnung. Sie wurden politisch problematisiert. Wenn klar wird, wie Thomas Bayerl postuliert, dass die zeitgenössische Umweltdiskussion in den Kehrseiten des Industrialisierungsprozesses fokussierte,9a so steht mindestens fest, dass die Zuckerindustrie keineswegs als einzige Industriebranche davon betroffen war, weil eben andere Gewerbe davon betroffen waren.10

 

In Raabes Pfisters Mühle bestätigt der Chemiker und Humanist Adam Asche dies durch die Errichtung einer Reinigungsanstalt, die zum Ort der Untersuchung von neuen Umweltprozessen wird. Die neue Anstalt ist nicht dazu da, den Sonderfall von Pfisters Mühle zu untersuchen, sondern auch weitere Fälle. Auch diese Ansicht teilt der humane Chemiker Adam Asche. Den Hintergrund der Umweltdiskussion bildet der Industrievorgang,10a der sowohl von Raabe als auch von anderen Zeitgenossen kritisch wahrgenommen wurde. Das Problem der Wasserverschmutzung beschäftigte nicht nur Literaten sondern auch Sachverständige wie Cohn, dessen Name im Werk als Kühn erscheint.10b Hinzu kommt, dass das Problem der Wasserverschmutzung durch Fäkalien in den Städten immer deutlicher wurde.10c Dass die Umweltdiskussion in Pro/Contra-Positionen einmündete, wird aus den Positionen unterschiedlicher Vereine rekonstruierbar.10 Wie komplex die Problematik des Umweltschutzes politisch und wirtschaftpolitisch zu lösen war, wird am Beispiel von politischen Verzögerungen sichtbar. Denn in zeitgenössischen politischen Diskussionen tauchen vor allem einzelne Gruppeninteressen, Wirtschaftskreise und die Frage von Arbeitsplätzen auf.10b Es fällt auf, dass derartige Diskussionsthemen, die politisch relevant waren, die Umweltdiskussion überschatteten, geht man davon aus, dass in Reichtagsdebatten die Mehrheit aus Industriellen bestand. Logischerweise wurden potenzielle Umweltschützer, die für ein nachhaltiges Konzept der Entwicklung eintraten, zu Volkfeinden erklärt. Diese Letzteren waren politisch gesehen minoritär und nahmen keinen Einfluss auf den zeitgenössischen offiziellen Entwicklungsdiskurs.

 

5 Umweltschutz als Voraussetzung der Nachhaltigkeit

 

Raabes kritische Wahrnehmung von entstehenden Umweltzerstörungen konstituiert ein Plädoyer für ein alternatives Entwicklungskonzept. Über die poetische Beobachtung von degradierenden Fehlentwicklungsprozessen hinaus, entwirft Raabe eine alternative Entwicklungsform. Die Figur Vater Pfister ist sich zum Beispiel dessen bewusst, dass die Wasser- und Luftverschmutzung dauerhafte Folgererscheinungen mit sich bringen werden. Gleichzeitig werden sie zu sozialen Problemen. Er beschränkt sich nicht darauf, seinen Sohn über den Umweltschutz exemplarisch bewusst zu machen, sondern versucht auch, ihm wissenschaftliche Mittel zum Naturschutz zu liefern, da er bei Dr. Adam Asche sich das entsprechende Wissen aneignen wird. Der Jurist Riechelei soll auch bei Prozessen gegen die Kickeroper Fabrik aufklären. Weit weg von rein politischen Deklamationen und vom rhetorischen Populismus entwickelt er eine Sensibilität für einen Umweltdiskurs, welcher der nachhaltigen Entwicklung zugute kommen wird. Lädt er Lippoldes ein, die neuen Prozesse zu beobachten, so will er Sympathie für seine Umweltschutzkampagne gewinnen. (Vgl.. vierzehntes Blatt) Wenn er aus Pfisters Mühle herauskommt und dabei „Weltunterganggefühle“ aus der verstänkerten Kneipenidylle hat, dann bedeutet dies, dass seine Idylle selbst zu Weihnachten, zu Pfingsten und zu Ostern zu Ende kommt. (S. 98) Der Verlust seiner Idylle bildet den Grund, weshalb er immerhin seinen Kampf als „Auseinandersetzung mit den Lebens- und Kulturbedingungen des Moments“ versteht. (Ebd.) Der Gedankenaustausch zwischen ihm, Lippoldes und Adam Asche konstituiert den Anlass, für einen Teil der Mitglieder der Zivilgesellschaft über die Umweltverschmutzung kritisch zu reflektieren. Dies erreicht er durch eine Kritik an der Kickeroder Fabrik, die für sein Leiden und das Leiden anderer Menschen verantwortlich gemacht wird. (S.103) So meint der Erzähler:

 

(...) Kickerode! Da erhob sie sich, Kickerode, die große industrielle Errungenschaft der Neuzeit, im wehenden Nebel, grau in grau, schwarze Rauchwolken, weiße Dämpfe aus keuchend, in voller ‚Kampagne’ auch an einem zweiten Weihnachstage, Kickerode! (S. 103)

 

Die ironische Betrachtung der Zuckerfabrik bildet den Anlass zur Erkenntnis, dass Prozesse der Umweltverschmutzung keine Grenzen kennen, sofern die Rauchwolken die ganze Luft verpesten und über die Ländergrenzen hinausziehen. Gleichzeitig wird der juristische Umgang mit dieser Frage äußerst komplex, da das Bürgerliche Gesetzbuch keinen Absatz über die Umweltverschmutzung vorsieht. Das Gespräch zwischen Emmy, Eberhardt Pfister, Vater Pfister, Adam Asche und Lippoldes und das spätere Gespräch mit dem Rechtsanwalt Riechelei zeigt, inwieweit die Umweltverschmutzung alle sozialen Schichten betrifft. Die Konfiguration der anwesenden Gesprächspartner erlaubt zu wissen, dass Lippoldes Poet ist. Adam Asche taucht auf als Naturwissenschaftler. Riechelei ist von Beruf Anwalt, Eberhardt Pfister ist Student, Emmy ist Hausfrau und Vater Pfister ist Bauer bzw. Gärtner. Figuren aus verschiedenen Lebensbereichen, die offenbar die Natur zum Erkenntnis-, Forschungs- und Lebensobjekt haben, formulieren dieselben Ängste und Fragen bezüglich der Naturzerstörung durch Industrialisierungsprozesse, welche wiederum keine nachhaltige Entwicklung sichern:

 

Ja, er war in seinen glücklichen Tagen dann und wann auch ein Gast Vater Pfister und hatte merkwürdig ungelöst und ununterbrochen das große, phantastische Wort in Pfisters Mühle. Philister mit Frauen und Töchtern, Bürger und Bürgerinnen mit ihren Kindern wie ich damals, höhere und niedere Beamte mit Damen und in Wagen. Selbst die Vorsteher und Vorsteherinnen der respektabelsten Vereinigungen: Für Öffentliche Gesundheitspflege- für Verschönerung der Umgegend der Stadt- für Verbesserung des Loses entlassener Strafgefangener- gegen den Missbrauch geistiger Getränke- gegen die Überhandnahme des Vagabundentums (...): (S. 111.)

 

Bedeutungsvoll erscheint diese Idylle für den Müller und den Poeten:

 

Ja, Sie hatten beide ihre guten Tage hinter sich, der Müller und der Poet. Die Quellen und Stürme ihres Daseins waren ihnen beiden abschmeckend, trübe und übelriechend geworden(...) (Ebd.)

 

Pfisters Mühle erscheint daher als Schöpfungs- und Daseinsquelle, als Quelle des Überlebens für den Müller und als Ort poetischer Phantasie. Metaphorisch gesehen, verkörpert sie die Erde oder die Natur, die man nur von anderen Menschen geborgen hat. Wie die Mühle kreist die Erde um sich und wie die Natur ist sie Gegenstand der Attraktivität für deren Bewohner. Insofern lässt sich Pfisters Mühle mit der göttlichen Mühle (Erde) vergleichen.11 Eine Mühle, an der Menschen verschiedener Provenienz zusammen kommen, aber auch ein Ort des Vergnügens und der zwischenmenschlichen Kommunikation. Sie verkörpert ferner ein ökonomisches Objekt und eine Idylle des Zusammenlebens.

 

Geht man davon aus, dass Vater Pfister der Besitzer der Mühle ist und in seiner Vaterfunktion Gott verkörpert, dann ist es wohl vorstellbar, dass der Verwissenschaftlichungsprozess, der mit dem Säkularisierungsprozess einhergeht, und der den Glauben an das Jenseits verwirft, die Mühle-Idylle zugrunde richtet. Wenn also die Mühle im fünfzehnten Blatt als „versunkene Kriegsschanzen“ (S. 114) bezeichnet wird, so werden brutale Veränderungen an der Natur als Krieg ausgedeutet. Ein Krieg, der die Schönheit derselben vernichtet. So könnte man folgende Äußerungen des Erzählers verstehen:

 

 Die Tage in der Mühle schienen immer schöner zu werden, je mehr sie sich ihrem Ende näherten. Und sie näherten sich unwiderruflich, unwiederbringlich ihrem Ende. (S. 115)

 

Weiter heißt es:

 

Für die letzten Tage auf meines Vaters und meiner Väter Habe entfaltete grade dieser Ort seinen Zauber, und es gab keinen bessern, um darauf von diesem verlorenen Erbe weiter zu plaudern; Nämlich es gab eine Zeit, wo ganz andere feindliche Mächte als moderne Industrie sich auch nicht viel um das Wohl und Wehe von Pfisters Mühle gekümmert hatten. (S. 115f.)

 

Während Pfisters Mühle al Symbol der Erde und Natur begriffen wird, taucht die Metapher Kickerode exemplarisch für die ganze deutsche Industrie der Gründerzeit und deren Leiter als Prototyp der Industriellen auf. Die kapitalistische Industrie, welche die Erde für „ihren Zweck, Nutzen und Gebrauch“ hatte (S. 119), bringt die Mühle „im Wirbel des Übergangs der deutschen Nation aus einem Bauernvolk in einen Industriestaat“ (S.120) Ihre verschwindende Schönheit scheint anlässlich der Beendigung der Zuckerkampagne wiederhergestellt zu werden, da „sein Mühlwasser wieder klar und die Luft über sein Anwesen und in seinem Hause wieder rein wurde“ (Ebd.). Das „neue Elend“ bleibt aber wiederholbar und Kickerode ungestraft. (Ebd.) In diesem Sinne hat Denkler Recht, wenn er meint, dass den durch Industrialisierung herbeigeführten Probleme der Luft- und Wasserverschmutzung nicht mehr mit den Rechtsnormen des Bürgerlichen Gesetzbuchs beizukommen war.10 a Ganz davon zu schweigen, dass die Zuckerkrankheit im Werk um sich greift und exemplarisch für die Schädigung der Gesundheit der Menschen wird. Atmungsbeschwerden, die im Raabes Erzählung aus verschiedenen Figurenperspektiven artikuliert werden, konstituieren augenfällige Illustrationen für Umweltkrankheiten, welche aus heutiger Sicht als Argumente für eine nachhaltige Gesundheit und Gesundung des Lebens gelten.

 

Vater Pfisters Mühle gelingt dreierlei. Erstens: die Erziehung des eigenen Sohnes zur Umweltethik und zum Umweltschutz. Zweitens: die Sozialisierung einer zu Beginn des Werkes individuell erscheinenden Frage, nämlich der Zerstörung des Vatereigentums durch Kickerode. Diese Sozialisierung führt zur symbolischen Zerstörung der Erde durch die Industrie. Eine Frage, die aus heutiger Sicht in der global gewordenen Welt mit dem nachhaltigen Entwicklungsdiskurs eng verbunden ist. Drittens: er gewinnt nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Poeten, Juristen und einfache Bürger und Bürgerinnen für die neue Umweltethik. In Richtung eines alternativen Entwicklungsbegriffs mag es sinnvoll sein, dass Raabe wirkungsästhetisch gesehen das kollektive Umweltbewusstsein seiner Zeitgenossen und der Nachkommenschaft wachruft. Diese Schreibstrategien erlauben dem Autor Raabe, die heute komplex gewordene Frage der Nachhaltigkeit auf poetischer Ebene zu formulieren. Eine Problematik, die nur Sinn macht, wenn Vater Pfister exemplarisch gegen Kickerode prozessiert.

 

6 Die Justiz als Garantorgan der Nachhaltigkeit?

 

Die Ökologisierung des Menschenbewusstseins allein greift zu kurz. Damit sie effizienter wirkt, wäre eine gerichtliche Strategie, zu erarbeiten. Diesen vernünftigen Weg schlägt Vater Pfister ein, sofern er den Entschluss fasst, gegen Kickerode zu prozessieren. Dafür braucht er die Unterstützung des Rechtsanwalts Riechelei. Er äußert ihm seine Sympathie bei einem Gespräch:

 

(...) Nicht die größte, aber eine von den größeren Fragen der Zeit. Deutschlands Ströme und Forellenbäche gegen Deutschlands Fäkal- und andere Stoff. Germanias grüner Rhein, blaue Donau, blaugrüner Neckar, gelbe Weser gegen Germanias sonstige Ergießungen. Pfisters Mühle gegen Kickerode! (S. 122)

 

So fasst er den Gegenstand des Prozesses unter allgemeinem Gesichtspunkt auf. Das Farbenspiel und die Evokation des germanischen Ursprungs der Flüsse zeigen, wie riesig der Umweltschaden geworden ist. Dabei gilt der Fall von Pfisters Mühle gegen Kickerode nur noch als ein Beispiel unter anderen. Denn das Umweltdesaster ist noch tiefgreifender und allgemeiner. In dem zweiundzwanzigsten Blatt (S. 172-188), welches das Sommerheft abschliesst, wird von den letzten Tagen von Vater Pfisters Mühle erzählt. Der Erzähler greift auf das Ende des Prozesses zurück:

 

Kickerode war rechtskräftig verurteilt worden. Das (sus Erkenntnis) untersagt der großen Provinzfabrik bei hundert Mark Strafe für jeden Kalendertag, das Mühlwasser von Pfisters Mühle durch ihre Abwässer zu verunreinigen und dadurch das Maß de Erträglichen übersteigenden üblen Geruch in der Turbinenstube und den sonstigen Hausräumen zu erzeugen, sowie das Mühlenwasser mit einer den Betrieb hindernden, schleimigen, schlingpflanzenartigen Masse in gewissen Monaten des Jahres zu überziehen. Das ist sehr gut für die Flussanwohner, ob sie eine Mühle haben oder nicht: Aber Vater Pfister macht wenig Gebrauch für den erfochtenen Sieg. (S. 174)

 

Die gerichtliche Entscheidung fungiert als Korrekturmaßnahme gegen den unbedachten Umgang mit der Natur, der Erde, der Luft und den knappen Wasserressourcen. Es wird an dieser Stelle eine juristische Fixierung und Regelung des Umgangs mit der Umwelt gepriesen. Wenn auch dies utopischer Entwurf bleibt, lässt sich doch sagen, dass Raabe auf literarischer Ebene eine gesetzliche Normierung des Umgangs mit der Umwelt vorwegnimmt, ehe dies im postmodernen Kontext in Form von nationalen und internationalen Gesetzen und Konventionen deutlich formuliert wird. Der Kampf des Vaters um den Umweltschutz wird poetisch legalisiert und legitimiert. Verewigt wird daher der Kampf durch die Weitertradierung seiner Umwelt- und Entwicklungsideale an den Sohn. Die Justiz fungiert an dieser Stelle als Garant der nachhaltigen Entwicklung. Friedrich Rapp hat darauf hingewiesen, dass es die Grenzen des Wachstums gibt.12 Nach ihm ist der Gegensatz zwischen Ökonomie und Ökologie zu überwinden.13 Auch Raabe hatte zu seiner Zeit schon den Gegensatz zwischen Ökonomie und Ökologie wahrgenommen. Er war sich dessen bewusst, dass das Wirtschaften der Gründerzeit und der Moderne durch ökonomische Präferenzen dominiert wurden, die den Belangen des Umweltschutzes, der Schonung der Umwelt und der natürlichen Ressourcen nicht Rechnung trugen.14

 

Das ökonomische Kalkül sollte nach Raabe solche Komponenten einschließen. Er kritisiert die bestehende Entwicklungsphilosophie, welche die Mühle, also die Erde unbewohnbar macht und die auf dem Raubbau an nicht regenerierbaren Ressourcen und der systematischen Entfremdung der Menschen beruht.15 Aus technikphilosophischer Sicht kann man mit Blick auf Raabes poetische Formulierung des Gleichgewichts zwischen Wirtschaft und Umweltethik von einer ontologischen Grundlegung einer planetarischen Verantwortungsethik reden.16 Die Prinzipien der Ethik in der technologischen Zivilisation17 und der Verantwortung sind maßgeblich angesichts des drohenden Unheils, der ökologischen Krise, des Zerstörungspotentials der modernen Zivilisation.18 Auf die Frage, was das Wesen von Raabes Pfisters Mühle ausmacht, lässt sich sagen, dass das Werk eine Vorwegnahme auf den nachhaltigen Entwicklungsdiskurs konstituiert. Aus dieser Sicht mag es plausibel sein, dass Raabes Erzählung den Grundstein für eine Literatur legt, die komplexe Fragestellungen der Umwelt und der Entwicklung problematisiert. Raabe erscheint daher als ein Apologet des Umwelt- und Naturschutzes und als Philosoph der Nachhaltigkeit. Eine Dimension des Autors, die durch eine eingehende Studie vertieft werden könnte.

 

 

BIBLIOGRAPHIE

 

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1 Vgl. Nuscheler, Franz: Lern – und Arbeitsbuch Entwicklungspolitik, Bonn 1987, S. 23.f.

2 Die Gründerzeit charakterisierte sich vor allem durch einen intensiven Industrialisierungsprozess und wandelte das Agrarland Deutschland in eine Industrienation um.

2a Vgl. Raabe, Wilhelm: Pfisters Mühle. Ein Sommerheft. Nachwort von Horst Denkler, Stuttgart 1980. Zitiert wird hier diese Ausgabe. Die Zitate aus dem Werk sind kursiv und die Seitenangaben in Klammern angegeben.

3 Es handelt sich um Entwicklung durch Wachstum und durch Nachahmung. Strategien, die heutzutage sowohl in Industrienationen als auch in Entwicklungsländern immer wieder aktualisiert werden.

3a Vgl. Stephan, Petra: Globale Gerechtigkeit ökologisch gestalten. Die Welt auf dem Prüfstand. Nachhaltigkeitsindikatoren im Rio-Follow-up, Bonn 2001, S. 4. Es sei hier bemerkt, dass Nachhaltigkeitsfaktoren von Staat zu Staat, von Kommune zu Kommune oder von Region zu Region und Land zu Land anders sind. Je nach der Ebene und dem Entwicklungsgrad des Landes werden Nachhaltigkeitsfaktoren anders formuliert.

3b Vgl. Erneuerbare Energien und Nachhaltige Entwicklung, Hrsg. von Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Bonn 2000.

4 Das Reflektieren über Technik im Medium von Literatur wird auch bei einigen Autoren wie Ernst Jünger, Ernst Toller, Alfred Döblin wahrnehmbar. Zur Orientierung vgl. Segeberg, Harro u.a. (Hrsg.): Technik in der Literatur, Frankfurt am Main 1987. Vgl. auch Arnold, Arnim: Die Literatur des Expressionismus. Sprachliche und thematische Quellen, Stuttgart 1971. Philosophische Reflexionen werden an derselben Frage orientiert. Vgl. Küenzlen, Gottfried. Der Neue Mensch, München 1997. und Rapp, Friedrich: Die Dynamik der modernen Welt. Eine Einführung in die Technikphilosophie, Hamburg 1994. In der Gegenwartsphilosophie kann Hans Jonas’ technikphilosophisches Denken herangezogen werden. Vgl. hierzu Wetz, Josef Franz: Hans Jonas. Zur Einführung , Hamburg 1994.

5 Diese Forderung, die im postmodernen Kontext nun deutlich formuliert wird, wird in Raabes Erzählung objektiviert.

6 Vgl. Wenke, Karl Ernst/ Horst Zilleßen u.a (Hg.): Neuer Lebensstil- Verzichten oder Verändern? Auf der Suche nach Alternativen für eine menschlichere Gesellschaft, Opladen 1978 und Knapp, Friedrich: Die Dynamik der modernen Welt. Eine Einführung in die Technikphilosophie, Hamburg 1994, S: 166-172. Der Autor spricht von „alternative Technik“, meint aber auch in dieser Hinsicht die „alternative Entwicklung“.

7 Ich verweise hier auf die Benutzung des Begriffs durch Mikhail Gorbatchev. Vgl. Gorbatchev, Mikhaïl: Mon manifeste pour la terre, Gordes 2002.

8 Vgl. Bayerl, Günter. „Hern Pfisters und anderer Leute Mühle. Das Verhältnis von Mensch, Technik und Umwelt im Spiegel eines literarischen Topos“. In: Technik in der Literatur. Hrsg. von Harro Segeberg, Frankfurt am Main 1987, S. 51-101; Becckurts, Heinrich: „Ueber die Verunreinigung der Flüsse durch Effluvien von Zuckerfabriken“. Separat-Abdruck aus dem „ Monatsblatt für Öffentliche Gesundheitspflege“. O.O. [1882]; Helmers, Hermann (Hrsg.): „Raabe als Umweltkritiker von Umweltzerstörung. Das Gedicht ‚Einst kommt die Stunde’ in der Novelle Pfister Mühle“ (1884). In: Literatur für Leser (1987) S. 199-211; Kaiser, Gerhard. „Der Totenfluß als Industriekloake. Über den Zusammenhang von Ökologie, Ökonomie und Phantasie in Pfistesr Mühle von Wilhelm Raabe“. In: G. K .: Mutter Natur und die Dampfmaschine. Freiburg 1991, S. 81-107; Detering, Heinrich: „Ökologische Krise und ästhetische Innovation im Werk Wilhelm Raabes“. In: Jahrbuch der Rabe-Gesellschaft 1992, S. 1-27; Dunu, Elias Onwuatudo: „Entwürfe einer Humanen Entwicklung in Wilhelm Raabes Pfister Mühle“. In.: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft 1992, S. 95-108)

8a Pfisters Mühle Nachwort, S. 233.

8b Ebd.

8c Denkler, a. a .O.

8d Bayerl, a.a.O., S. 85.

8e Vgl. Bayerl, a.a.O., S. 80f. Und Denkler, a.a.O., S. 233ff.

9 Nachwort des Herausgebers, S. 233f.

9a Bayerl, a.a.O., S. 81-83.

10 Davon betroffen war auch der Transport durch die Eisenbahn. Vgl. Mahr, Johannes. „Tausend Eisenbahnen hasten. Um mich. Ich bin die Mitte! Eisenbahnengeschichte aus der Zeit des Deutschen Kaiserreichs“. In: Technik in der Literatur, a.a.O., S. 132-173.

 

10b Bayerl, Thomas, a.a.O., S. 79.

10c Denkler, Nachwort, S. 232 und Bayerl, Thomas, a.a.O., S.81ff.

 

10b Bayerl; a.a.O., S. 83.

11 Bayerl entwickelt eine Archäologie der Mühlen und findet heraus, dass es eine göttliche und teuflische Mühle gibt. Die göttliche Mühle könnte als die Welt angesehen werden, in der an die Harmonie zwischen Ökonomie und Ökologie gedacht wird, während die teuflische Mühle jene Welt symbolisiert, in der nur auf Wachstum, Ressourcenverschwendung und und Naturzerstörung gedacht wird. Näheres zum Vergleich Vgl. Bayerl, a.a.O., S. 56-67.

10 a Denkler, S. 234.

12 Vgl. Rapp, a. a.O, S. 163.

13 Ebd., S. 164.

14 Ebd.

15 Ebd., S. 166.

16 Wetz, Josef Franz. Hans Jonas zur Einführung, München 1994, S. 107.

17 Vgl. Hans Jonas, S. 107.

18 Ebd., S.108f.